Icefighters Leipzig
Interview mit Trainer Sven Gerike
(OLN) Im Interview sprachen wir mit Sven Gerike, Trainer des Nord-Oberligisten EXA IceFighters Leipzig, über die Probleme im Vorfeld zur neuen Spielzeit und den Saisonauftakt, sowie über die aktuelle Situation im deutschen Eishockey.
Hallo Herr Gerike, vielen Dank, dass wir Ihnen ein paar Fragen stellen dürfen!
Die Oberliga Nord hat begonnen, für die EXA IceFighters ein holpriger Start, auf Grund der Probleme mit der Spielstätte und Corona sicherlich verständlich und nicht überraschend?
Gar nicht überraschend. Wir wissen, dass wir in dieser Saison noch eine gewisse Anlaufzeit brauchen werden. Unsere Ambitionen bleiben bestehen, aber wir müssen realistisch sehen, dass viele andere Mannschaften deutlich aufgerüstet haben.
Der Spielerkader ist nicht allzu groß, gibt es da noch Überlegungen nach Paul Jan König noch den ein oder anderen jungen Spieler für die Breite des Kaders zu verpflichten? Es gibt ja noch einige junge Spieler auf dem Markt. Kenneth Hirsch und Viktor Braun gehören nicht mehr zum Kader?
Wir sind immer bereit dafür junge Spieler zu entwickeln. Es ist durchaus möglich, dass wir noch nachlegen aus diesem Bereich. Viktor Braun zum Beispiel wollten wir gerne bei uns im Kader vermelden, aber mit seinem Studium in Chemnitz ist das logistisch kompliziert.
Herr Gerike, müsste die Oberliga Nord denn nicht noch viel mehr als Ausbildungsliga für junge Spieler gesehen werden? Es ist klar erfahrene Spieler werden benötigt und ein gewisser Stamm àn Spielern sollte über längere Zeit aufgebaut werden, aber in der Quantität wäre es da nicht sinnvoll auf noch mehr junge Spieler zu setzen?
Es ist grundsätzlich überall sinnvoll, jungen Spielern das Vertrauen und Chancen zu geben. Das schaffen andere Ligen auf der Welt auch. Man muss aber aufhören wage „Gesamtkonzepte“ entwickeln zu wollen. Jeder Standort für sich hat seine eigenen Befindlichkeiten und muss sich danach richten. Egal in welcher Liga. Wichtig ist nur, dass den Trainern mehr Zeit gegeben wird, diese jungen Spieler zu entwickeln. Und dann braucht es Trainer, die die Lust und Geduld dafür haben.
Die IceFighters sind ein Club, der auf längere Sicht mit einer gesicherten Spielstätte sicherlich das Potential für die DEL 2 hätte. Wie sehr schmerzt es Sie, dass man immer wieder Probleme mit dem Erhalt der Eishalle hat und bisher noch nicht langfristig planen konnte? Wird sich das in der Zukunft ändern, wie ist der aktuelle Stand?
Ich kenne diese Situation, seit ich bei den IceFighters arbeite. Das Potential ist sicher da. Aber das Fundament muss endlich gebaut werden. Das liegt aber nicht in der Hand eines Eishockey-Oberligisten alleine.
Das Deutsche Eishockey wird durch Corona auf eine harte Probe gestellt. Zeit auch über Veränderungen nachzudenken? In der Oberliga gibt es ja doch einige Clubs, die das Potential für die DEL 2 hätten. Wäre es nicht eine Überlegung wert, die DEL2 mit den ambitionierten Clubs der Oberliga aufzustocken und daraus eine zweigeteilte 2. Liga zu machen? Es wäre wohl möglich, für eine Süd- und eine Nordgruppe jeweils 12 bis 14 Teams zu bekommen, sollten die Rahmenbedingungen passen? Wäre es nicht denkbar, dass sich die ambitionierten Vereine der Oberliga in einer zweigeteilten 2 Liga besser entwickeln könnten, als es derzeit in der Oberliga möglich ist?
Das wäre eine Option. Aber auch dieses „Gesamtkonzept“ funktioniert nur mit verantwortlichen Personen in Stadien / Vereinen, die nicht nur am schnellen Erfolg gemessen werden.
Wenn man das gesamte deutsche Eishockey betrachtet, muss man feststellen es hat sich vieles verbessert in den letzten Jahren. Der DEB hat in Sachen Strukturen, Nachwuchsarbeit und Trainerausbildung viele neue Ideen entwickelt und diese Bereiche weiterentwickelt. Es gibt viel mehr junge Spieler, sowohl in der Spitze als auch in der Breite. Aber vor allem in der DEL spielen derzeit immer noch zu viele Kontingentspieler. Eine Reduzierung der Kontingentstellen und dadurch das Bereitstellen an Arbeitsplätzen für mehr Deutsche und auch junge Deutsche Spieler wäre der nächste Schritt, der nun kommen sollte. Sehen Sie das auch so?
Das ist immer die gleiche Frage nur anders formuliert. Deswegen kann ich auch nur auf die vorherigen Antworten verweisen. Es braucht Standorte und Personen, die sich mit dem Thema wirklich befassen wollen. Allgemeine Regeln helfen nur bedingt und sind oft nur Augenwischerei. Wenn dann die Trainer mit nur drei Reihen spielen und die 5 „zusätzlichen“ jungen Spieler keine Eiszeit haben, ändert sich gar nichts.
Ein Vorschlag wäre: Die DEL verringert die Anzahl der Kontingentstellen auf sechs, Spieler aus der DEL2 und dem Nachwuchs rücken in die DEL auf. Spieler aus der Oberliga und dem Nachwuchs rücken in die DEL2 auf. Die Oberliga füllt mit Spielern aus dem Nachwuchs, auch eigenem Nachwuchs auf. Die Ligen nehmen einen Niveauverlust in Kauf, das Eishockey in Deutschland wird dadurch aber günstiger und gesünder. Wäre das nicht der richtige Weg für das Deutsche Eishockey?
Wieder ein Vorschlag, der gut gemeint ist. Wenn man sich die Zahl der „Zweiflaggenspieler“ anschaut, die dann wieder und noch schneller steigen wird, ändert sich doch wieder nicht so viel für die jungen deutschen Spieler.
Fehlt dem Deutschen Eishockey bzw. den Clubs, vor allem in der DEL, immer noch eine eigene Identität und wird das Deutsche Eishockey zu sehr von Nordamerikanern gelenkt und geleitet?
Natürlich ist das so. Aber wo sind denn die Alternativen dazu. Die braucht es, um einen „Kurswechsel“ durchzuführen.
Wie geht es im Nachwuchs im Leipziger Eishockey voran? Ist generell in den jüngeren Jahrgängen ein Aufschwung erkennbar? Sind die EXA IceFighters auf Partnerschaften mit anderen Vereinen angewiesen?
Es ist ein deutlicher Aufschwung erkennbar. Die Zahl der Mitglieder steigt immer weiter. Aber das Fundament ist das gleiche - nur eine Eisfläche und selbst die ist nicht sicher. Also wird es auch hier noch ein Weilchen dauern, bis wir in höheren Ligen spielen und regelmäßig Talente rekrutieren können. Deshalb werden wir auch weiter auf andere Vereine zurückgreifen. Mit Chemnitz zum Beispiel arbeiten wir seit Jahren gut und gerne zusammen.
Vielen Dank für die Beantwortung dieser Fragen!
Interview mit Trainer Sven Gerike
(OLN) Im Interview sprachen wir mit Sven Gerike, Trainer des Nord-Oberligisten EXA IceFighters Leipzig, über die Probleme im Vorfeld zur neuen Spielzeit und den Saisonauftakt, sowie über die aktuelle Situation im deutschen Eishockey.
Hallo Herr Gerike, vielen Dank, dass wir Ihnen ein paar Fragen stellen dürfen!
Die Oberliga Nord hat begonnen, für die EXA IceFighters ein holpriger Start, auf Grund der Probleme mit der Spielstätte und Corona sicherlich verständlich und nicht überraschend?
Gar nicht überraschend. Wir wissen, dass wir in dieser Saison noch eine gewisse Anlaufzeit brauchen werden. Unsere Ambitionen bleiben bestehen, aber wir müssen realistisch sehen, dass viele andere Mannschaften deutlich aufgerüstet haben.
Der Spielerkader ist nicht allzu groß, gibt es da noch Überlegungen nach Paul Jan König noch den ein oder anderen jungen Spieler für die Breite des Kaders zu verpflichten? Es gibt ja noch einige junge Spieler auf dem Markt. Kenneth Hirsch und Viktor Braun gehören nicht mehr zum Kader?
Wir sind immer bereit dafür junge Spieler zu entwickeln. Es ist durchaus möglich, dass wir noch nachlegen aus diesem Bereich. Viktor Braun zum Beispiel wollten wir gerne bei uns im Kader vermelden, aber mit seinem Studium in Chemnitz ist das logistisch kompliziert.
Herr Gerike, müsste die Oberliga Nord denn nicht noch viel mehr als Ausbildungsliga für junge Spieler gesehen werden? Es ist klar erfahrene Spieler werden benötigt und ein gewisser Stamm àn Spielern sollte über längere Zeit aufgebaut werden, aber in der Quantität wäre es da nicht sinnvoll auf noch mehr junge Spieler zu setzen?
Es ist grundsätzlich überall sinnvoll, jungen Spielern das Vertrauen und Chancen zu geben. Das schaffen andere Ligen auf der Welt auch. Man muss aber aufhören wage „Gesamtkonzepte“ entwickeln zu wollen. Jeder Standort für sich hat seine eigenen Befindlichkeiten und muss sich danach richten. Egal in welcher Liga. Wichtig ist nur, dass den Trainern mehr Zeit gegeben wird, diese jungen Spieler zu entwickeln. Und dann braucht es Trainer, die die Lust und Geduld dafür haben.
Die IceFighters sind ein Club, der auf längere Sicht mit einer gesicherten Spielstätte sicherlich das Potential für die DEL 2 hätte. Wie sehr schmerzt es Sie, dass man immer wieder Probleme mit dem Erhalt der Eishalle hat und bisher noch nicht langfristig planen konnte? Wird sich das in der Zukunft ändern, wie ist der aktuelle Stand?
Ich kenne diese Situation, seit ich bei den IceFighters arbeite. Das Potential ist sicher da. Aber das Fundament muss endlich gebaut werden. Das liegt aber nicht in der Hand eines Eishockey-Oberligisten alleine.
Das Deutsche Eishockey wird durch Corona auf eine harte Probe gestellt. Zeit auch über Veränderungen nachzudenken? In der Oberliga gibt es ja doch einige Clubs, die das Potential für die DEL 2 hätten. Wäre es nicht eine Überlegung wert, die DEL2 mit den ambitionierten Clubs der Oberliga aufzustocken und daraus eine zweigeteilte 2. Liga zu machen? Es wäre wohl möglich, für eine Süd- und eine Nordgruppe jeweils 12 bis 14 Teams zu bekommen, sollten die Rahmenbedingungen passen? Wäre es nicht denkbar, dass sich die ambitionierten Vereine der Oberliga in einer zweigeteilten 2 Liga besser entwickeln könnten, als es derzeit in der Oberliga möglich ist?
Das wäre eine Option. Aber auch dieses „Gesamtkonzept“ funktioniert nur mit verantwortlichen Personen in Stadien / Vereinen, die nicht nur am schnellen Erfolg gemessen werden.
Wenn man das gesamte deutsche Eishockey betrachtet, muss man feststellen es hat sich vieles verbessert in den letzten Jahren. Der DEB hat in Sachen Strukturen, Nachwuchsarbeit und Trainerausbildung viele neue Ideen entwickelt und diese Bereiche weiterentwickelt. Es gibt viel mehr junge Spieler, sowohl in der Spitze als auch in der Breite. Aber vor allem in der DEL spielen derzeit immer noch zu viele Kontingentspieler. Eine Reduzierung der Kontingentstellen und dadurch das Bereitstellen an Arbeitsplätzen für mehr Deutsche und auch junge Deutsche Spieler wäre der nächste Schritt, der nun kommen sollte. Sehen Sie das auch so?
Das ist immer die gleiche Frage nur anders formuliert. Deswegen kann ich auch nur auf die vorherigen Antworten verweisen. Es braucht Standorte und Personen, die sich mit dem Thema wirklich befassen wollen. Allgemeine Regeln helfen nur bedingt und sind oft nur Augenwischerei. Wenn dann die Trainer mit nur drei Reihen spielen und die 5 „zusätzlichen“ jungen Spieler keine Eiszeit haben, ändert sich gar nichts.
Ein Vorschlag wäre: Die DEL verringert die Anzahl der Kontingentstellen auf sechs, Spieler aus der DEL2 und dem Nachwuchs rücken in die DEL auf. Spieler aus der Oberliga und dem Nachwuchs rücken in die DEL2 auf. Die Oberliga füllt mit Spielern aus dem Nachwuchs, auch eigenem Nachwuchs auf. Die Ligen nehmen einen Niveauverlust in Kauf, das Eishockey in Deutschland wird dadurch aber günstiger und gesünder. Wäre das nicht der richtige Weg für das Deutsche Eishockey?
Wieder ein Vorschlag, der gut gemeint ist. Wenn man sich die Zahl der „Zweiflaggenspieler“ anschaut, die dann wieder und noch schneller steigen wird, ändert sich doch wieder nicht so viel für die jungen deutschen Spieler.
Fehlt dem Deutschen Eishockey bzw. den Clubs, vor allem in der DEL, immer noch eine eigene Identität und wird das Deutsche Eishockey zu sehr von Nordamerikanern gelenkt und geleitet?
Natürlich ist das so. Aber wo sind denn die Alternativen dazu. Die braucht es, um einen „Kurswechsel“ durchzuführen.
Wie geht es im Nachwuchs im Leipziger Eishockey voran? Ist generell in den jüngeren Jahrgängen ein Aufschwung erkennbar? Sind die EXA IceFighters auf Partnerschaften mit anderen Vereinen angewiesen?
Es ist ein deutlicher Aufschwung erkennbar. Die Zahl der Mitglieder steigt immer weiter. Aber das Fundament ist das gleiche - nur eine Eisfläche und selbst die ist nicht sicher. Also wird es auch hier noch ein Weilchen dauern, bis wir in höheren Ligen spielen und regelmäßig Talente rekrutieren können. Deshalb werden wir auch weiter auf andere Vereine zurückgreifen. Mit Chemnitz zum Beispiel arbeiten wir seit Jahren gut und gerne zusammen.
Vielen Dank für die Beantwortung dieser Fragen!
Freitag 13.November 2020 | www.icehockeypage.de | ||
|
- Oberliga Nord - |