Herner EV
Interview mit Trainer Danny Albrecht
(OLN) Danny Albrecht ist aktuell Trainer beim Herner EV und stand uns für ein Interview zur aktuellen Situation sowie zu den Zukunftsaussichten des Oberligisten zur Verfügung. Er hat seine Spielerkarriere in Weisswasser begonnen und war danach bei verschiedenen Vereinen in der 2. Liga und der Oberliga aktiv. Seit der Saison 2018/2019 ist er Trainer in Herne.
Hallo Herr Albrecht, vielen Dank, dass wir Ihnen ein paar Fragen stellen dürfen!
Die Saison in der Oberliga Nord läuft, in dieser schwierigen Zeit sicherlich eine große Herausforderung, den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten. Wie ist es für Sie, als Trainer unter diesen Bedingungen zu arbeiten?
Ein Privileg, das wir in der Oberliga arbeiten und unserer Leidenschaft nachgehen dürfen. Natürlich sind manche Umstände etwas schwieriger, wie Athletiktraining in Gruppen, getrennt in Kabinen zu sitzen oder Ansprachen meist mehrmals zu tätigen. Am meisten fehlen die Zuschauer, die uns zu jeder Zeit unterstützen und auch nach vorne pushen. Aber alle müssen Einschränkungen eingehen in diesen Zeiten, sodass wir trotzdem glücklich sind unsere Tätigkeit nachgehen zu dürfen!
Das sportliche Abschneiden steht diese Saison sicherlich nicht unbedingt so im Mittelpunkt, wie man es aus anderen Spielzeiten gewohnt ist. Dennoch gehört der Herner EV sicherlich zu den ambitioniertesten Teams in der Oberliga Nord, steht aktuell aber „nur“ in der Mitte der Tabelle. Ganz zufrieden können Sie damit sicherlich nicht sein?
Egal was man vor einer Saison ausgibt, man wird immer an dem Erfolg vom Vorjahr gemessen. Viele investieren Ihr Geld, welches aktuell bei einigen auch knapp ist, in die Leidenschaft Eishockey, um uns per Stream zu sehen. Wir mussten aufgrund von Corona und einigen Umständen, einige Leistungsträger gehen lassen, sowie durch die wirtschaftliche Ungewissheit auch mit weniger auskommen. Dies soll keine Ausrede sein, dass wir aktuell nicht da sind, wo wir uns gerne sehen würden. In der letzten Saison lief alles von Anfang an und wir haben uns in einen großartigen Rausch reingespielt. Aktuell müssen wir halt an vielen Sachen arbeiten. Wir sind wesentlich jünger als letzte Saison und das spiegelt sich auch in der Erfahrung wider. Da muss man Geduld haben und versuchen sich täglich weiter zu entwickeln. Ich bin mir sicher, dass wir das über die Saison auch schaffen und uns nach oben kämpfen. Die Saison entscheidet sich bekanntlich nicht im Dezember.
Während dieser Saison gab es schon einige Spielerwechsel, Spieler gingen und Spieler kamen. Sicherlich nicht optimal?
Nicht alles läuft immer nach Plan. Einige junge Sportler haben Herausforderungen in höheren Ligen bekommen, Verletzungen kamen direkt am Anfang dazu, sowie erwähnt, hat Corona auch seinen Teil dazu beigetragen, dass sich manche Spieler für andere Zukunftswege entschieden haben. Auch das sind alles Herausforderungen, die wir bewältigen müssen!
Welche Rolle spielen die Förderlizenzspieler Jonas Neffin, Tobias Schmitz und Nils Elten für den Club? Denken Sie, dass Sie konstant mit diesen Spielern planen können?
Die einzige Konstante, die wir haben ist von Tag zu Tag zu planen. Wir sind unseren Kooperationspartnern sehr dankbar, dass sie uns unterstützen und mit jungen talentierten Sportlern aushelfen. Auf der anderen Seite sieht man, dass auch da manchmal etwas dazwischenkommt, wie bei Tobi jetzt. Bei Nils ist es auch immer abhängig von der Schule, ob und wann er bei uns ist. Jonas ist erst 19 und meiner Meinung nach einer der besten Torhüter der Liga. Auch er braucht die Spielpraxis, um sich zu entwickeln, um uns am Ende weitehelfen zu können und den nächsten Schritt zu machen. Trotzdem sind wir froh diese jungen Sportler ausbilden zu können und dass sie unseren Kader unterstützen.
Mit Malte Hodi wurde ein junger Stürmer aus dem Nachwuchs der Kölner Junghaie im Sommer als Förderlizenzspieler gemeldet, bisher kam er jedoch noch nicht zum Einsatz obwohl der Spielbetrieb im Nachwuchs pausiert. Warum?
Da Malte eine Lehre macht und er nicht oft am Training teilnehmen kann und wir durch Corona unseren Kreis sehr eng halten, damit sich niemand ansteckt, war es bis dato schwer ihn mit einzubauen.
Die Anzahl der Spieler in den Kadern der Oberliga Nord sind zum größten Teil doch sehr klein und das Spielen mit vier Sturmreihen derzeit eine Seltenheit. Wäre es nicht sinnvoller, die Teams mit mehr jungen Spielern zu bestücken und dafür eher auf den ein oder anderen älteren auswärtigen Spieler zu verzichten. Die Oberliga sollte doch eigentlich eher eine Ausbildungsliga sein, wie sehen Sie das?
Da teilen sich die Meinungen sehr. Es gibt ambitionierte Teams, die gerne nach oben wollen. Diese müssen eine Mischung finden aus Alt und Jung. Nur junge Sportler heißt, dass am Ende die Erfahrung fehlt, um diesen Schritt zu schaffen. Auch muss man mal erwähnen, dass es gar nicht so viele Junge Spieler gibt, die den Leistungsstand der Oberliga haben. Die besten DNL Spieler gehen meist in die höheren Ligen. Die Oberliga hat sich aber sehr gut entwickelt, sodass es für die jungen Spieler, die aus Heimatvereinen oder nicht aus der Spitze der DNL kommen, ein riesen Schritt ist. Daher sehe ich das auch Zwiegespalten. Ausbildung ja aber die Ambitionen darf man da nicht außer Acht lassen. Und wenn man junge Spieler entwickelt und zum Stammspieler gemacht hat, gehen sie meist in höhere Ligen und man fängt mit dem nächsten Jungen wieder an.
Welche Philosophie haben Sie denn generell, drei oder vier Angriffsreihen? Wie stehen Sie zu dem Thema Nachwuchsförderung und wären Sie auch gerne bereit mehr auf junge Spieler zu setzen?
Wie schon in der vorherigen Frage erwähnt, sehe ich das aus zwei verschiedenen Blickwinkeln. Ja wir müssen junge Spieler fördern und einbauen. Aber dazu gepaart brauchen wir auch Leistungsträger, welche die jungen Sportler führen und von denen sie lernen können. Ambitionen gehören auch immer zu dem Gesichtspunkt. Ich bin kein Fan von vier Reihen. Sportler müssen spielen, um sich zu entwickeln. Die Oberliga spielt fast ausschließlich mit drei Reihen und junge Spieler in einer vierten Reihe mit nur 3 Minuten Eiszeit, heißt ja nicht entwickeln.
Die Nachwuchsligen pausieren und es ist äußerst fraglich, ob diese Saison überhaupt noch gespielt werden kann. Gibt es da nicht Möglichkeiten für den Herner EV mehr junge Spieler aus den Nachwuchshochburgen Köln, Düsseldorf oder Iserlohn davon zu überzeugen, die Saison in Herne zu spielen?
Ja gibt es. Bei uns im Trainingsbetrieb sind aktuell zwischen 2-5 Spieler dabei. Leider ist aufgrund der Corona Verbreitung nicht viel mehr machbar. Schließlich geht es auch um die Aufrechterhaltung des Spieltriebes.
Das Deutsche Eishockey wird durch Corona auf eine harte Probe gestellt. Zeit auch über Veränderungen nachzudenken? Vielleicht auch eine Chance für den Nachwuchs? Müsste es nicht generell einfacher werden, den Sprung vom U20-Bereich in den Profibereich zu schaffen?
Es wäre schön, wenn es so wäre aber die Realität sieht anders aus. Erstens haben die jüngeren Sportler oftmals Schule oder Ausbildung und können aus ihren Standorten nicht weg. Aktuell z.B. wollten wir ein Talent die Möglichkeit geben bei uns Spielpraxis zu sammeln. Leider hat er abgelehnt, da er den Amateurstatus nicht verlieren will, da er vielleicht nach Amerika auf die Universität wechseln möchte und dies nur möglich ist, wenn er bis dahin kein Profispiel absolviert hat. Sie sehen, es ist nicht so einfach wie es nach außen aussieht. Und auch wie in der Frage weiter oben schon beschrieben, bekommt man in der Oberliga nicht immer die Talente, die den Sprung aktuell schon schaffen, weil die Oberliga eine sehr gute Entwicklung genommen hat.
Im Deutschen Eishockey hat sich in den letzten Jahren vieles verbessert. Es gibt viel mehr junge talentierte Spieler als noch vor ein paar Jahren. Die Anzahl der erlaubten Kontingentspieler in der DEL versperrt vielen jungen Deutschen Spielern aber den Weg in die höchste Liga. Sind sie bei einem DEL-Club bekommen die jungen Spieler zu wenig Eiszeit, um sich entsprechend entwickeln zu können. Eine Reduzierung der Kontingentstellen auf sechs je Club würde Deutschen Spielern ganz andere Perspektiven bieten und dem Deutschen Eishockey zu weiteren Fortschritten verhelfen. Wie sehen Sie das?
Sehe ich ähnlich. Im Oberhaus sollte der Grundstein dafür gelegt werden. Dies kann aber nur geschehen, wenn viele Junge gute Spieler da sind und das über Jahre, weil sonst die Preise für gute Deutsche Spieler zu hoch sind und die kleinen Vereine es sich nicht leisten können. Nachwuchs Förderung fängt aber unten an. Wir haben leider zu wenig qualifizierte Trainer oder Ex-Spieler die im Nachwuchs helfen oder bleiben. Oftmals weil die Bezahlung nicht gut ist oder man zu wenig Geduld hat, Projekte die Jahrelang dauern bis man daraus profitieren kann, zu unterstützen und zu finanzieren. Wenn man solche Projekte macht wie es in Mannheim, Eisbären oder auch Köln der Fall ist, bekommt man aber aufgrund von nicht vorhandenen Ablösesummen nichts zurück. Daher holen einige Vereine lieber fertige Spieler, anstatt in den eigenen Nachwuchs zu investieren. Auch fehlen Eisflächen, um den Sportlern optimale Trainings- und Wettkampfbedingungen zu bieten. Sie sehen, es ist ein langer Weg aber wir sind die letzten Jahre gewachsen.
Die Oberliga Nord ist eine interessante Liga, aber immer wieder gibt es Probleme genügend Vereine für die Liga zu bekommen. Im Sommer mussten sich mit Essen und Duisburg zwei Vereine aus der Oberliga Nord verabschieden. Wäre es vielleicht nicht sinnvoll, die Oberliga Nord in zwei Gruppen (West/Nordost) zu teilen und dann einen Modus zu spielen, wie es die DEL diese Saison notgedrungen macht, mit der Zielgröße von 16 Teams (8 West/8 Nordost)?
Nein denke ich nicht. Ich denke sogar das es eine einheitliche Art DEL3 geben sollte. Einige Vereine übernehmen sich, weil sie mit den Top Vereinen mithalten wollen. Daher werden die Gehälter höher, weil es ein Wettbieten gibt. Ich denke aber, dass ein Verein mit der Zeit wachsen muss. Ich kann da nur die Arbeit in Herne der letzten Jahre loben. Wir sind zu einer sehr guten Adresse geworden, weil hier akribisch etwas aufgebaut wurde. Daher denke ich eine DEL3 und dann gute Regionalligen die weniger Reisen und Aufwand betreiben müssen als bessere Lösung. So können die kleinen Vereine sich etwas aufbauen und die derzeit ambitionierten Vereine, die nach oben wollen auch den Sprung zur DEL2 verkürzen.
Die Nachwuchsarbeit in Herne hat sicherlich noch steigerungspotential, vor allem in den älteren Jahrgängen ist das zu sehen. Wie sieht es da generell aus, kann man in den jüngeren Altersklassen einen Aufschwung erkennen?
Ja kann man. In Herne wird in den letzten Jahren peu a peu was von unten aufgebaut. Viele meiner Spieler wie Michel Ackers arbeiten seit ein paar Jahren mit und machen eine hervorragende Arbeit. Die Spieler sollten wir noch mehr mit einbinden, da sie diejenigen sind, wo die Kids sich mit identifizieren. Dies benötigt aber noch Zeit. Bei uns sind die Mannschaften bis zur U11 gleichauf mit den Vereinen wie Krefeld, Köln und Düsseldorf. Dies wird aber noch 7-10 Jahre dauern (falls die kleinen Sportler nicht abgeworben werden) bis sie in die erste Mannschaft integriert werden kann.
Es gibt derzeit nur wenige Deutsche Trainer in den Profiligen DEL und DEL2. Ist das für Sie ein Ziel, in ferner Zukunft einen Club aus der 1. Oder 2. Liga zu trainieren?
Ich würde Lügen, wenn ich Nein sage. Natürlich ist das ein Ziel, aber ich habe In Herne auch noch vor bei der Entwicklung weiter meinen Teil beizutragen und vielleicht irgendwann den nächsten Schritt hier zu erreichen.
Der Herner EV in der DEL2, ist das in den nächsten Jahren ein Ziel für den Club und auch für Sie?
Ich glaube, dass es ein Ziel von uns ist. Wir werden aber wie in der Vergangenheit, langsam etwas aufbauen, um jedes Jahr einen Schritt vorwärts zu machen. Ein Aufstieg ist oftmals nicht planbar, da Sachen wie Verletzungen, Mannschaftszusammenstellung, Glück aber vor allem Kapital dazu gehören.
Herr Albrecht, vielen Dank, dass Sie sich Zeit genommen und uns die Fragen beantwortet haben!
Interview mit Trainer Danny Albrecht
(OLN) Danny Albrecht ist aktuell Trainer beim Herner EV und stand uns für ein Interview zur aktuellen Situation sowie zu den Zukunftsaussichten des Oberligisten zur Verfügung. Er hat seine Spielerkarriere in Weisswasser begonnen und war danach bei verschiedenen Vereinen in der 2. Liga und der Oberliga aktiv. Seit der Saison 2018/2019 ist er Trainer in Herne.
Hallo Herr Albrecht, vielen Dank, dass wir Ihnen ein paar Fragen stellen dürfen!
Die Saison in der Oberliga Nord läuft, in dieser schwierigen Zeit sicherlich eine große Herausforderung, den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten. Wie ist es für Sie, als Trainer unter diesen Bedingungen zu arbeiten?
Ein Privileg, das wir in der Oberliga arbeiten und unserer Leidenschaft nachgehen dürfen. Natürlich sind manche Umstände etwas schwieriger, wie Athletiktraining in Gruppen, getrennt in Kabinen zu sitzen oder Ansprachen meist mehrmals zu tätigen. Am meisten fehlen die Zuschauer, die uns zu jeder Zeit unterstützen und auch nach vorne pushen. Aber alle müssen Einschränkungen eingehen in diesen Zeiten, sodass wir trotzdem glücklich sind unsere Tätigkeit nachgehen zu dürfen!
Das sportliche Abschneiden steht diese Saison sicherlich nicht unbedingt so im Mittelpunkt, wie man es aus anderen Spielzeiten gewohnt ist. Dennoch gehört der Herner EV sicherlich zu den ambitioniertesten Teams in der Oberliga Nord, steht aktuell aber „nur“ in der Mitte der Tabelle. Ganz zufrieden können Sie damit sicherlich nicht sein?
Egal was man vor einer Saison ausgibt, man wird immer an dem Erfolg vom Vorjahr gemessen. Viele investieren Ihr Geld, welches aktuell bei einigen auch knapp ist, in die Leidenschaft Eishockey, um uns per Stream zu sehen. Wir mussten aufgrund von Corona und einigen Umständen, einige Leistungsträger gehen lassen, sowie durch die wirtschaftliche Ungewissheit auch mit weniger auskommen. Dies soll keine Ausrede sein, dass wir aktuell nicht da sind, wo wir uns gerne sehen würden. In der letzten Saison lief alles von Anfang an und wir haben uns in einen großartigen Rausch reingespielt. Aktuell müssen wir halt an vielen Sachen arbeiten. Wir sind wesentlich jünger als letzte Saison und das spiegelt sich auch in der Erfahrung wider. Da muss man Geduld haben und versuchen sich täglich weiter zu entwickeln. Ich bin mir sicher, dass wir das über die Saison auch schaffen und uns nach oben kämpfen. Die Saison entscheidet sich bekanntlich nicht im Dezember.
Während dieser Saison gab es schon einige Spielerwechsel, Spieler gingen und Spieler kamen. Sicherlich nicht optimal?
Nicht alles läuft immer nach Plan. Einige junge Sportler haben Herausforderungen in höheren Ligen bekommen, Verletzungen kamen direkt am Anfang dazu, sowie erwähnt, hat Corona auch seinen Teil dazu beigetragen, dass sich manche Spieler für andere Zukunftswege entschieden haben. Auch das sind alles Herausforderungen, die wir bewältigen müssen!
Welche Rolle spielen die Förderlizenzspieler Jonas Neffin, Tobias Schmitz und Nils Elten für den Club? Denken Sie, dass Sie konstant mit diesen Spielern planen können?
Die einzige Konstante, die wir haben ist von Tag zu Tag zu planen. Wir sind unseren Kooperationspartnern sehr dankbar, dass sie uns unterstützen und mit jungen talentierten Sportlern aushelfen. Auf der anderen Seite sieht man, dass auch da manchmal etwas dazwischenkommt, wie bei Tobi jetzt. Bei Nils ist es auch immer abhängig von der Schule, ob und wann er bei uns ist. Jonas ist erst 19 und meiner Meinung nach einer der besten Torhüter der Liga. Auch er braucht die Spielpraxis, um sich zu entwickeln, um uns am Ende weitehelfen zu können und den nächsten Schritt zu machen. Trotzdem sind wir froh diese jungen Sportler ausbilden zu können und dass sie unseren Kader unterstützen.
Mit Malte Hodi wurde ein junger Stürmer aus dem Nachwuchs der Kölner Junghaie im Sommer als Förderlizenzspieler gemeldet, bisher kam er jedoch noch nicht zum Einsatz obwohl der Spielbetrieb im Nachwuchs pausiert. Warum?
Da Malte eine Lehre macht und er nicht oft am Training teilnehmen kann und wir durch Corona unseren Kreis sehr eng halten, damit sich niemand ansteckt, war es bis dato schwer ihn mit einzubauen.
Die Anzahl der Spieler in den Kadern der Oberliga Nord sind zum größten Teil doch sehr klein und das Spielen mit vier Sturmreihen derzeit eine Seltenheit. Wäre es nicht sinnvoller, die Teams mit mehr jungen Spielern zu bestücken und dafür eher auf den ein oder anderen älteren auswärtigen Spieler zu verzichten. Die Oberliga sollte doch eigentlich eher eine Ausbildungsliga sein, wie sehen Sie das?
Da teilen sich die Meinungen sehr. Es gibt ambitionierte Teams, die gerne nach oben wollen. Diese müssen eine Mischung finden aus Alt und Jung. Nur junge Sportler heißt, dass am Ende die Erfahrung fehlt, um diesen Schritt zu schaffen. Auch muss man mal erwähnen, dass es gar nicht so viele Junge Spieler gibt, die den Leistungsstand der Oberliga haben. Die besten DNL Spieler gehen meist in die höheren Ligen. Die Oberliga hat sich aber sehr gut entwickelt, sodass es für die jungen Spieler, die aus Heimatvereinen oder nicht aus der Spitze der DNL kommen, ein riesen Schritt ist. Daher sehe ich das auch Zwiegespalten. Ausbildung ja aber die Ambitionen darf man da nicht außer Acht lassen. Und wenn man junge Spieler entwickelt und zum Stammspieler gemacht hat, gehen sie meist in höhere Ligen und man fängt mit dem nächsten Jungen wieder an.
Welche Philosophie haben Sie denn generell, drei oder vier Angriffsreihen? Wie stehen Sie zu dem Thema Nachwuchsförderung und wären Sie auch gerne bereit mehr auf junge Spieler zu setzen?
Wie schon in der vorherigen Frage erwähnt, sehe ich das aus zwei verschiedenen Blickwinkeln. Ja wir müssen junge Spieler fördern und einbauen. Aber dazu gepaart brauchen wir auch Leistungsträger, welche die jungen Sportler führen und von denen sie lernen können. Ambitionen gehören auch immer zu dem Gesichtspunkt. Ich bin kein Fan von vier Reihen. Sportler müssen spielen, um sich zu entwickeln. Die Oberliga spielt fast ausschließlich mit drei Reihen und junge Spieler in einer vierten Reihe mit nur 3 Minuten Eiszeit, heißt ja nicht entwickeln.
Die Nachwuchsligen pausieren und es ist äußerst fraglich, ob diese Saison überhaupt noch gespielt werden kann. Gibt es da nicht Möglichkeiten für den Herner EV mehr junge Spieler aus den Nachwuchshochburgen Köln, Düsseldorf oder Iserlohn davon zu überzeugen, die Saison in Herne zu spielen?
Ja gibt es. Bei uns im Trainingsbetrieb sind aktuell zwischen 2-5 Spieler dabei. Leider ist aufgrund der Corona Verbreitung nicht viel mehr machbar. Schließlich geht es auch um die Aufrechterhaltung des Spieltriebes.
Das Deutsche Eishockey wird durch Corona auf eine harte Probe gestellt. Zeit auch über Veränderungen nachzudenken? Vielleicht auch eine Chance für den Nachwuchs? Müsste es nicht generell einfacher werden, den Sprung vom U20-Bereich in den Profibereich zu schaffen?
Es wäre schön, wenn es so wäre aber die Realität sieht anders aus. Erstens haben die jüngeren Sportler oftmals Schule oder Ausbildung und können aus ihren Standorten nicht weg. Aktuell z.B. wollten wir ein Talent die Möglichkeit geben bei uns Spielpraxis zu sammeln. Leider hat er abgelehnt, da er den Amateurstatus nicht verlieren will, da er vielleicht nach Amerika auf die Universität wechseln möchte und dies nur möglich ist, wenn er bis dahin kein Profispiel absolviert hat. Sie sehen, es ist nicht so einfach wie es nach außen aussieht. Und auch wie in der Frage weiter oben schon beschrieben, bekommt man in der Oberliga nicht immer die Talente, die den Sprung aktuell schon schaffen, weil die Oberliga eine sehr gute Entwicklung genommen hat.
Im Deutschen Eishockey hat sich in den letzten Jahren vieles verbessert. Es gibt viel mehr junge talentierte Spieler als noch vor ein paar Jahren. Die Anzahl der erlaubten Kontingentspieler in der DEL versperrt vielen jungen Deutschen Spielern aber den Weg in die höchste Liga. Sind sie bei einem DEL-Club bekommen die jungen Spieler zu wenig Eiszeit, um sich entsprechend entwickeln zu können. Eine Reduzierung der Kontingentstellen auf sechs je Club würde Deutschen Spielern ganz andere Perspektiven bieten und dem Deutschen Eishockey zu weiteren Fortschritten verhelfen. Wie sehen Sie das?
Sehe ich ähnlich. Im Oberhaus sollte der Grundstein dafür gelegt werden. Dies kann aber nur geschehen, wenn viele Junge gute Spieler da sind und das über Jahre, weil sonst die Preise für gute Deutsche Spieler zu hoch sind und die kleinen Vereine es sich nicht leisten können. Nachwuchs Förderung fängt aber unten an. Wir haben leider zu wenig qualifizierte Trainer oder Ex-Spieler die im Nachwuchs helfen oder bleiben. Oftmals weil die Bezahlung nicht gut ist oder man zu wenig Geduld hat, Projekte die Jahrelang dauern bis man daraus profitieren kann, zu unterstützen und zu finanzieren. Wenn man solche Projekte macht wie es in Mannheim, Eisbären oder auch Köln der Fall ist, bekommt man aber aufgrund von nicht vorhandenen Ablösesummen nichts zurück. Daher holen einige Vereine lieber fertige Spieler, anstatt in den eigenen Nachwuchs zu investieren. Auch fehlen Eisflächen, um den Sportlern optimale Trainings- und Wettkampfbedingungen zu bieten. Sie sehen, es ist ein langer Weg aber wir sind die letzten Jahre gewachsen.
Die Oberliga Nord ist eine interessante Liga, aber immer wieder gibt es Probleme genügend Vereine für die Liga zu bekommen. Im Sommer mussten sich mit Essen und Duisburg zwei Vereine aus der Oberliga Nord verabschieden. Wäre es vielleicht nicht sinnvoll, die Oberliga Nord in zwei Gruppen (West/Nordost) zu teilen und dann einen Modus zu spielen, wie es die DEL diese Saison notgedrungen macht, mit der Zielgröße von 16 Teams (8 West/8 Nordost)?
Nein denke ich nicht. Ich denke sogar das es eine einheitliche Art DEL3 geben sollte. Einige Vereine übernehmen sich, weil sie mit den Top Vereinen mithalten wollen. Daher werden die Gehälter höher, weil es ein Wettbieten gibt. Ich denke aber, dass ein Verein mit der Zeit wachsen muss. Ich kann da nur die Arbeit in Herne der letzten Jahre loben. Wir sind zu einer sehr guten Adresse geworden, weil hier akribisch etwas aufgebaut wurde. Daher denke ich eine DEL3 und dann gute Regionalligen die weniger Reisen und Aufwand betreiben müssen als bessere Lösung. So können die kleinen Vereine sich etwas aufbauen und die derzeit ambitionierten Vereine, die nach oben wollen auch den Sprung zur DEL2 verkürzen.
Die Nachwuchsarbeit in Herne hat sicherlich noch steigerungspotential, vor allem in den älteren Jahrgängen ist das zu sehen. Wie sieht es da generell aus, kann man in den jüngeren Altersklassen einen Aufschwung erkennen?
Ja kann man. In Herne wird in den letzten Jahren peu a peu was von unten aufgebaut. Viele meiner Spieler wie Michel Ackers arbeiten seit ein paar Jahren mit und machen eine hervorragende Arbeit. Die Spieler sollten wir noch mehr mit einbinden, da sie diejenigen sind, wo die Kids sich mit identifizieren. Dies benötigt aber noch Zeit. Bei uns sind die Mannschaften bis zur U11 gleichauf mit den Vereinen wie Krefeld, Köln und Düsseldorf. Dies wird aber noch 7-10 Jahre dauern (falls die kleinen Sportler nicht abgeworben werden) bis sie in die erste Mannschaft integriert werden kann.
Es gibt derzeit nur wenige Deutsche Trainer in den Profiligen DEL und DEL2. Ist das für Sie ein Ziel, in ferner Zukunft einen Club aus der 1. Oder 2. Liga zu trainieren?
Ich würde Lügen, wenn ich Nein sage. Natürlich ist das ein Ziel, aber ich habe In Herne auch noch vor bei der Entwicklung weiter meinen Teil beizutragen und vielleicht irgendwann den nächsten Schritt hier zu erreichen.
Der Herner EV in der DEL2, ist das in den nächsten Jahren ein Ziel für den Club und auch für Sie?
Ich glaube, dass es ein Ziel von uns ist. Wir werden aber wie in der Vergangenheit, langsam etwas aufbauen, um jedes Jahr einen Schritt vorwärts zu machen. Ein Aufstieg ist oftmals nicht planbar, da Sachen wie Verletzungen, Mannschaftszusammenstellung, Glück aber vor allem Kapital dazu gehören.
Herr Albrecht, vielen Dank, dass Sie sich Zeit genommen und uns die Fragen beantwortet haben!