IHP Interview
Interview mit Stefan Wagner
(DEL) Stefan Wagner war zuletzt Manager beim EC Redbull Salzburg, davor war er bei den Schwenninger Wild Wings und beim ERC Ingolstadt als Sportlicher Leiter tätig. Wir haben uns mit ihm über ihn und über die Situation im Deutschen Eishockey unterhalten.
Hallo Herr Wagner, vielen Dank, dass wir Ihnen ein paar Fragen stellen dürfen!
Die Saison 2020/2021 steht ganz im Zeichen der Corona-Pandemie. Sie waren zuletzt beim EC Redbull Salzburg als Manager tätig. Wie geht es Ihnen aktuell und wie bzw. wie intensiv verfolgen Sie derzeit das Deutsche Eishockey?
Mir und meiner Familie geht es gut, natürlich haben auch wir mit den Folgen des Lockdowns und mit dem Homeschooling zu kämpfen, aber da müssen derzeit ja alle durch. Und natürlich verfolge ich das deutsche Eishockey sehr intensiv. Mit Magenta TV und Sprade Tv gibt es ja wirklich hervorragende Anbieter um sich den Lockdown zu Hause mit Eishockey zu vertreiben, dazu verfolge ich natürlich auch noch die österreichische Liga und die NHL, dann noch viele Telefonate, damit es mir auch nicht langweilig wird und ich auf dem Laufenden bleibe.
Durch die Corona-Pandemie wurden die Clubs im Voraus dieser Saison zu Einsparungen gezwungen. Der ein oder andere junge Spieler mehr bekommt dadurch die Möglichkeit, in der DEL zu spielen. Wird das nur in Zeiten von Corona so sein oder könnte dies zu einem allgemeinen Umdenken der Clubs führen?
An ein grundsätzliches Umdenken glaube ich nicht, man sieht ja, dass bereits bei einigen Clubs nachverpflichtet wird, wenn die sportlichen Ergebnisse nicht stimmen. Dazu kommt, dass die Preise für die „Ausländer“ momentan sehr niedrig sind, da werden die Kontingente dann bei einigen sicher wieder ausgeschöpft werden, trotz finanziell engerem Rahmen. Ich sehe aber auch, dass sich bei den jungen Spielern die Qualität durchsetzt und sie sich Ihre Plätze auch verdienen. Wenn die Leistungen stimmen, wird jeder Club lieber einen jungen Deutschen als einen Kontingentspieler einsetzen und fördern, da bin ich mir ganz sicher.
Die U 20-Nationalmannschaft hat bei der U 20-WM eine beeindruckende Leistung gezeigt und trotz schwierigen Bedingungen den Einzug ins Viertelfinale geschafft. Dabei gelangen dem Deutschen Team Siege gegen die Slowakei und die Schweiz. Wie beurteilen Sie die Leistung dieser Mannschaft und die Perspektiven des Deutschen Nachwuchses für die Zukunft?
Das war natürlich super. Die Mannschaft hat sich top verkauft und sich auch von dem schwierigen Start mit den vielen Corona-Ausfällen und dem daraus resultierenden 2-16 nicht vom Weg abbringen lassen. Das war schon beeindruckend. Die Zukunftsperspektiven sehe ich schon als positiv an, obwohl man sicher nicht jedes Jahr so einen tollen Jahrgang stellen kann. Eine Tendenz hin zu den Top-Nationen und weg von den Abstiegsrängen ist erkennbar. Das ist aber auch einer Folge davon, dass sich eben mehr der jungen Spieler in der DEL ihre Plätze verdienen.
In der Deutschen Eishockey-Liga gibt es eine U23-Regelung, die den Clubs vorschreibt U23-Spieler einzusetzen. Aktuell sind zwei, zur Saison 2021/2022 drei U23-Spieler vorgeschrieben. Weiterhin dürfen neun Kontingentspieler auf dem Spielbericht stehen. Zur Saison 2021/2022 bleiben dann noch neun Plätze für Deutsche Spieler über 23 Jahre übrig. Da wird der ein oder andere Deutsche Spieler wieder durchs Raster fallen. Wie sehen Sie das?
Das wird immer das Problem sein, wenn man Quoten hat, um eine spezielle Gruppe zu fördern. Es gibt eben auf dem Spielbericht nur Platz für 21 Spieler und wenn davon ein paar Plätze reserviert sind, fallen eben auf der anderen Seite Spieler raus.
Wäre es da jetzt nicht an der Zeit, die Anzahl der Kontingentspieler zu reduzieren, um auch mehr Deutsche Spieler mit 23, 24 oder 25 Jahren in die Liga zu bekommen? Verliert man denn mit den derzeitigen Regelungen nicht Spieler dieses Alters für die DEL, die noch ein wenig Zeit bräuchten um sich in der Liga fest zu etablieren?
Die Diskussion um die Kontingentspieler ist sehr alt und wird wohl nie aufhören. Natürlich verliert man Spieler die, wie oben erwähnt, keinen Platz mehr haben. Andererseits haben diese Spieler auch die Möglichkeit sich über die DEL 2 mit guten Leistungen wieder anzubieten. Es ist doch klar, daß sich die Manager und Trainer der einzelnen Clubs Gedanken machen, wie sie sich mit Ihrem Budget die beste und attraktivste Mannschaft zusammenstellen können. Da gibt es viele – natürlich auch wirtschaftliche - Faktoren, die solche Regeln und Kontingente beeinflussen.
Eine DEL, in der maximal sechs Kontingentspieler erlaubt wären, würde dem Deutschen Eishockey einen weiteren Schub geben. Unterstützen Sie diese These oder sehen Sie das anders?
Es wäre sicher wünschenswert, allerdings halte ich das - gelinde gesagt – für sehr schwer umsetzbar. Sinken dann die Gehälter der Imports? Verschafft man dann Spielern einen zu sicheren und dadurch evtl. überbezahlten Platz? Also, genau die umgekehrte Problematik, wie gerade weiter oben beschrieben? Ich glaube der Weg den die DEL mit einer vorsichtigen Reduktion der Kontingentstellen geht, ist schon richtig.
In Ländern wie Schweden, Finnland, der Schweiz, Tschechien oder der Slowakei hat der im eigenen Land ausgebildete Spieler immer noch eine höhere Wertschätzung als hierzulande. Fehlt den Clubs in der Deutschen-Eishockey-Liga immer noch eine klare Bekenntnis zu den im eigenen Land ausgebildeten Talenten und das Vertrauen in die eigene Stärke oder täuscht dieser Eindruck? Es ist wohl nicht einfach, dieses Denken in den Köpfen der Club-Verantwortlichen zu verankern? Würden Sie diesen Weg als Sportlicher Leiter bei einem Club gerne mitgehen und unterstützen?
Wie oben erwähnt, ist das ein vielschichtiges Thema, das man endlos diskutieren kann. In Österreich gibt es die gleiche Diskussion, da haben vorallem die kleineren Clubs Bedenken, dass die Kluft in der Tabelle zwischen „arm“ und „reich“ noch größer wird, wenn die Ausländer reduziert werden und sich die guten Einheimischen dann nur noch bei den Topclubs tummeln. In der Schweiz wird gerade sehr leidenschaftlich diskutiert, ob man nicht 10 Ausländer pro Clubs erlauben solle, weil die Gehälter der durchschnittlichen Spieler viel zu hoch sind… Wie man sieht, ein endloses Thema, ich glaube die Balance muss stimmen und im Großen und Ganzen stimmt die Richtung in Deutschland schon. Das kann man ja auch an den Leistungen der Nationalmannschaft oder der U20 sehen. Ich glaube, dass sich die Verantwortlichen viele Gedanken darüber machen.
Sieht man Stefan Wagner bald wieder als Manager bei einem Club in der DEL oder haben Sie schon konkrete Pläne, wie Ihre Zukunft aussehen wird?
Es gibt vereinzelte interessante Gespräche, aber noch nichts spruchreifes. Ich gehe aber schon davon aus, dass ich bald wieder „im Geschäft“ bin.
Herr Wagner, vielen Dank dass Sie sich Zeit genommen und unsere Fragen beantwortet haben!
Interview mit Stefan Wagner
(DEL) Stefan Wagner war zuletzt Manager beim EC Redbull Salzburg, davor war er bei den Schwenninger Wild Wings und beim ERC Ingolstadt als Sportlicher Leiter tätig. Wir haben uns mit ihm über ihn und über die Situation im Deutschen Eishockey unterhalten.
Hallo Herr Wagner, vielen Dank, dass wir Ihnen ein paar Fragen stellen dürfen!
Die Saison 2020/2021 steht ganz im Zeichen der Corona-Pandemie. Sie waren zuletzt beim EC Redbull Salzburg als Manager tätig. Wie geht es Ihnen aktuell und wie bzw. wie intensiv verfolgen Sie derzeit das Deutsche Eishockey?
Mir und meiner Familie geht es gut, natürlich haben auch wir mit den Folgen des Lockdowns und mit dem Homeschooling zu kämpfen, aber da müssen derzeit ja alle durch. Und natürlich verfolge ich das deutsche Eishockey sehr intensiv. Mit Magenta TV und Sprade Tv gibt es ja wirklich hervorragende Anbieter um sich den Lockdown zu Hause mit Eishockey zu vertreiben, dazu verfolge ich natürlich auch noch die österreichische Liga und die NHL, dann noch viele Telefonate, damit es mir auch nicht langweilig wird und ich auf dem Laufenden bleibe.
Durch die Corona-Pandemie wurden die Clubs im Voraus dieser Saison zu Einsparungen gezwungen. Der ein oder andere junge Spieler mehr bekommt dadurch die Möglichkeit, in der DEL zu spielen. Wird das nur in Zeiten von Corona so sein oder könnte dies zu einem allgemeinen Umdenken der Clubs führen?
An ein grundsätzliches Umdenken glaube ich nicht, man sieht ja, dass bereits bei einigen Clubs nachverpflichtet wird, wenn die sportlichen Ergebnisse nicht stimmen. Dazu kommt, dass die Preise für die „Ausländer“ momentan sehr niedrig sind, da werden die Kontingente dann bei einigen sicher wieder ausgeschöpft werden, trotz finanziell engerem Rahmen. Ich sehe aber auch, dass sich bei den jungen Spielern die Qualität durchsetzt und sie sich Ihre Plätze auch verdienen. Wenn die Leistungen stimmen, wird jeder Club lieber einen jungen Deutschen als einen Kontingentspieler einsetzen und fördern, da bin ich mir ganz sicher.
Die U 20-Nationalmannschaft hat bei der U 20-WM eine beeindruckende Leistung gezeigt und trotz schwierigen Bedingungen den Einzug ins Viertelfinale geschafft. Dabei gelangen dem Deutschen Team Siege gegen die Slowakei und die Schweiz. Wie beurteilen Sie die Leistung dieser Mannschaft und die Perspektiven des Deutschen Nachwuchses für die Zukunft?
Das war natürlich super. Die Mannschaft hat sich top verkauft und sich auch von dem schwierigen Start mit den vielen Corona-Ausfällen und dem daraus resultierenden 2-16 nicht vom Weg abbringen lassen. Das war schon beeindruckend. Die Zukunftsperspektiven sehe ich schon als positiv an, obwohl man sicher nicht jedes Jahr so einen tollen Jahrgang stellen kann. Eine Tendenz hin zu den Top-Nationen und weg von den Abstiegsrängen ist erkennbar. Das ist aber auch einer Folge davon, dass sich eben mehr der jungen Spieler in der DEL ihre Plätze verdienen.
In der Deutschen Eishockey-Liga gibt es eine U23-Regelung, die den Clubs vorschreibt U23-Spieler einzusetzen. Aktuell sind zwei, zur Saison 2021/2022 drei U23-Spieler vorgeschrieben. Weiterhin dürfen neun Kontingentspieler auf dem Spielbericht stehen. Zur Saison 2021/2022 bleiben dann noch neun Plätze für Deutsche Spieler über 23 Jahre übrig. Da wird der ein oder andere Deutsche Spieler wieder durchs Raster fallen. Wie sehen Sie das?
Das wird immer das Problem sein, wenn man Quoten hat, um eine spezielle Gruppe zu fördern. Es gibt eben auf dem Spielbericht nur Platz für 21 Spieler und wenn davon ein paar Plätze reserviert sind, fallen eben auf der anderen Seite Spieler raus.
Wäre es da jetzt nicht an der Zeit, die Anzahl der Kontingentspieler zu reduzieren, um auch mehr Deutsche Spieler mit 23, 24 oder 25 Jahren in die Liga zu bekommen? Verliert man denn mit den derzeitigen Regelungen nicht Spieler dieses Alters für die DEL, die noch ein wenig Zeit bräuchten um sich in der Liga fest zu etablieren?
Die Diskussion um die Kontingentspieler ist sehr alt und wird wohl nie aufhören. Natürlich verliert man Spieler die, wie oben erwähnt, keinen Platz mehr haben. Andererseits haben diese Spieler auch die Möglichkeit sich über die DEL 2 mit guten Leistungen wieder anzubieten. Es ist doch klar, daß sich die Manager und Trainer der einzelnen Clubs Gedanken machen, wie sie sich mit Ihrem Budget die beste und attraktivste Mannschaft zusammenstellen können. Da gibt es viele – natürlich auch wirtschaftliche - Faktoren, die solche Regeln und Kontingente beeinflussen.
Eine DEL, in der maximal sechs Kontingentspieler erlaubt wären, würde dem Deutschen Eishockey einen weiteren Schub geben. Unterstützen Sie diese These oder sehen Sie das anders?
Es wäre sicher wünschenswert, allerdings halte ich das - gelinde gesagt – für sehr schwer umsetzbar. Sinken dann die Gehälter der Imports? Verschafft man dann Spielern einen zu sicheren und dadurch evtl. überbezahlten Platz? Also, genau die umgekehrte Problematik, wie gerade weiter oben beschrieben? Ich glaube der Weg den die DEL mit einer vorsichtigen Reduktion der Kontingentstellen geht, ist schon richtig.
In Ländern wie Schweden, Finnland, der Schweiz, Tschechien oder der Slowakei hat der im eigenen Land ausgebildete Spieler immer noch eine höhere Wertschätzung als hierzulande. Fehlt den Clubs in der Deutschen-Eishockey-Liga immer noch eine klare Bekenntnis zu den im eigenen Land ausgebildeten Talenten und das Vertrauen in die eigene Stärke oder täuscht dieser Eindruck? Es ist wohl nicht einfach, dieses Denken in den Köpfen der Club-Verantwortlichen zu verankern? Würden Sie diesen Weg als Sportlicher Leiter bei einem Club gerne mitgehen und unterstützen?
Wie oben erwähnt, ist das ein vielschichtiges Thema, das man endlos diskutieren kann. In Österreich gibt es die gleiche Diskussion, da haben vorallem die kleineren Clubs Bedenken, dass die Kluft in der Tabelle zwischen „arm“ und „reich“ noch größer wird, wenn die Ausländer reduziert werden und sich die guten Einheimischen dann nur noch bei den Topclubs tummeln. In der Schweiz wird gerade sehr leidenschaftlich diskutiert, ob man nicht 10 Ausländer pro Clubs erlauben solle, weil die Gehälter der durchschnittlichen Spieler viel zu hoch sind… Wie man sieht, ein endloses Thema, ich glaube die Balance muss stimmen und im Großen und Ganzen stimmt die Richtung in Deutschland schon. Das kann man ja auch an den Leistungen der Nationalmannschaft oder der U20 sehen. Ich glaube, dass sich die Verantwortlichen viele Gedanken darüber machen.
Sieht man Stefan Wagner bald wieder als Manager bei einem Club in der DEL oder haben Sie schon konkrete Pläne, wie Ihre Zukunft aussehen wird?
Es gibt vereinzelte interessante Gespräche, aber noch nichts spruchreifes. Ich gehe aber schon davon aus, dass ich bald wieder „im Geschäft“ bin.
Herr Wagner, vielen Dank dass Sie sich Zeit genommen und unsere Fragen beantwortet haben!
Donnerstag 28.Januar 2021 | www.icehockeypage.de | ||
|
- Deutsche Eishockey Liga - |