Eisbären Regensburg
Interview mit Trainer Max Kaltenhauser
(OLS) Wir haben im Interview mit Max Kaltenhauser, der in der Saison 2019/20 das Amt des Cheftrainers bei den Eisbären Regensburg übernommen hatte, über den Saisonstart der Oberpfälzer, die Strukturen im Deutschen Eishockey und den Nachwuchs gesprochen, sowie über seine persönlichen Ziele.
Hallo Herr Kaltenhauser, vielen Dank, dass wir Ihnen ein paar Fragen stellen dürfen!
Die Oberliga Süd und der EV Regensburg sind in die Saison gestartet, am ersten Wochenende sehr erfolgreich für ihr Team. Sind Sie zufrieden mit dem Saisonstart?
Ich bin sehr zufrieden, alle 6 Spiele gegen starke Gegner zu gewinnen, das war sicher nicht zu erwarten. Vor allem wenn man sieht, wie sich unsere Konkurrenz zum Teil verstärkt hat. Auf dem Papier sind wir alles andere als der Favorit.
Die Saison 2020/2021 könnte eventuell komplett ohne Zuschauer stattfinden. Denken Sie, dass alle Clubs diese Saison ohne die Einnahmen aus dem Spielbetrieb überstehen werden?
Jein. Grundsätzlich denke ich, dass dies aufgrund der politischen Hilfspakete möglich sein kann, aber dazu muss man die Voraussetzungen an den einzelnen Standorten kennen.
Die Eisbären Regensburg haben einen gut strukturierten Spielerkader aus einigen älteren erfahrenen Spielern und vielen guten jungen Spielern, auch aus dem eigenen Nachwuchs. Das ist wirklich eine gute Mischung, sehen Sie das auch so?
Ja, ich denke die Mischung ist gut- noch wichtiger ist allerdings der Charakter der Spieler, da ist das Alter sekundär. Bei uns wollen alle hart arbeiten und gewinnen - egal ob jung oder alt.
Die DEL hatte die größten Probleme, in eine Saison ohne Zuschauer zu starten. Da könnte man sich auch eine grundsätzliche Frage stellen, was muss das Deutsche Eishockey und vor allem die DEL für die Zukunft ändern? Weniger auf ausländische Spieler setzen, noch viel mehr auf den eigenen Nachwuchs? Wäre es für das Gesamte deutsche Eishockey nicht besser, einen gewissen Niveauverlust in den Ligen hinzunehmen, aber dafür eben mehr auf Deutsche Spieler zu setzen. Sechs Kontingentspieler in der DEL würden doch ausreichen?
Grundsätzlich denke ich, dass wir aus sportlicher Sicht auf jeden Fall die Importstellen reduzieren müssen, das ist klar. Dass die DEL jetzt nicht spielen kann, hat damit allerdings weniger zu tun, das ist zu kurz gedacht. Mehr deutsche Spieler bedeutet nicht automatisch, dass die Kader günstiger werden, hier gilt wie überall in der Wirtschaft das Prinzip von Angebot und Nachfrage. Die Problematik ist vielmehr die Einnahmestruktur der Clubs, die sehr stark auf Zuschauereinnahmen basiert.
Die DEL2 und die Oberliga Süd sind grundsätzlich sicherlich gute Ligen. Dennoch wäre es eventuell überlegenswert, ob es für die gesamte Struktur im Deutschen Eishockey nicht besser wäre, eine zweigeteilte 2. Liga in Nord und Süd einzuführen. Es gibt Vereine in der Oberliga, die könnten sich strukturell in einer zweigeteilten 2. Liga viel besser entwickeln, z.B. Rosenheim, Rießersee, Deggendorf, Regensburg oder im Norden 2x Hannover, Halle, Leipzig, Hamburg. Die Plätze in einer 14er DEL2 sind rar und der Aufstieg ist schwierig. Wie sehen Sie das?
Ich sehe das ähnlich, allerdings muss man sehen, dass sich die DEL2- wie im übrigen auch die DEL- in den vergangenen Jahren sehr gut entwickelt hat. Das war im deutschen Eishockey sicher nicht immer so, wenn ich an die ständigen Insolvenzen früherer Jahre erinnern.
Dann gibt es ja auch Clubs in den Oberligen, die näher an Bayernliga oder Regionalliga sind, für die es jedes Jahr ein Kampf ist, in der Oberliga zu bleiben. Warum dann nicht eine DEL2 in Süd und Nord getrennt, mit 12 bis 14 Teams jeweils. Kein sportlicher Abstieg mehr von DEL2 in Bayernliga/Regionalligen. Der Druck in den Clubs der DEL2 würde wegfallen, es könnte noch mehr auf junge Spieler gesetzt werden. Das Spielniveau würde dann irgendwo zwischen der bisherigen DEL2 und den Oberligen sein. Wäre das nicht ein besserer Weg für das gesamte Deutsche Eishockey, gerade jetzt durch Corona könnte man vermehrt darüber nachdenken hier etwas zu ändern?
Wie gesagt, grundsätzlich bin ich auch für eine Teilung der Ligen, aber die von Ihnen oben genannten Vereine “an der Grenze” sind dann eben nicht mehr Riessersee oder Hannover, sondern Peiting, Füssen oder Erfurt. Diese Clubs haben auch eigenen Nachwuchs, für deren Entwicklung es sicher schon besser ist in einer Oberliga zu spielen, als im Landesverband. Außerdem ist ein Aufstieg aus der Bayernliga/Landesverband in eine Liga mit Frankfurt, Bietigheim oder Kassel eine Herkulesaufgabe und verwässert dann wohl auch das Niveau der Liga-und damit auch die Ausbildung der jungen Spieler..
Die Nachwuchsarbeit hat sich in den letzten Jahren in Deutschland stark verbessert, Strukturen wurden verändert, die Trainerausbildung verbessert. Der DEB hat viele Dinge weiterentwickelt und dort ist vor allem Stefan Schaidnagel derjenige, der ständig versucht die Sportart in Deutschland nach vorne zu bringen. An seine Grenzen stößt er bzw. der Verband dann immer in Gesprächen mit der DEL, wenn es um wichtige Themen geht, wie inzwischen vor allem das Thema Anzahl der Kontingentspieler. Blockieren die Gesellschafter der DEL eine Weiterentwicklung der Sportart Eishockey in Deutschland? Es ist zu befürchten, dass gerade Stefan Schaidnagel irgendwann resignieren wird und dass dann einige Dinge wieder vernachlässigt werden. Sehen Sie diese Gefahr auch?
Zum einen muss man bei aller Kritik zum Thema Kontingentstellen nüchtern feststellen, dass sich die Liga seit Jahren sehr gut entwickelt! Aber ich gebe Ihnen Recht, eine Reduzierung der Kontingentstellen würde dem Produkt Eishockey meines Erachtens helfen-und somit auch den Gesellschaftern der Liga.
Was denken Sie, wäre es nicht einfacher wenn DEL, DEL2 und Oberligen unter einem Dach (Dachverband) spielen würden? Wäre das Deutsche Eishockey nicht schon viel weiter in seiner Entwicklung, wenn alles in einer Hand wäre?
Das sagt sich alles viel leichter als es umzusetzen ist. Dazu muss man auch sehen, welche Infrastruktur beim Verband gegeben ist, um das umzusetzen. Wie gesagt, die DEL und DEL2 haben sich als autonome Ligen sehr gut entwickelt.
Die Nachwuchsarbeit in Regensburg gehört zur Spitze in Deutschland zumindest in den älteren Altersklassen. In den jüngeren Altersklassen hatte man zuletzt nicht mehr ganz so gute Jahrgänge. Ist dort auch wieder eine Trendwende zu erkennen oder wie sieht es da aus?
Daran müssen wir arbeiten! Das Fundament für erfolgreiche Nachwuchsarbeit ist immer eine breite Masse an Kindern. Das wird die wichtigste Aufgabe der kommenden Jahre sein.
Wird man Max Kaltenhauser irgendwann als Trainer oder Sportdirektor in der höchsten Deutschen Spielklasse sehen. Ist das für die Zukunft ihr Ziel? Könnten Sie sich vorstellen auch daran mitzuwirken, die Strukturen im Deutschen Eishockey zu verbessern?
Das müssen Sie diejenigen Fragen, die die Befugnis haben, mich einzustellen (lacht). Grundsätzlich kann ich mir da vieles vorstellen, auch die Arbeit im Verband würde ich sehr spannend finden. Aber aktuell ist Regensburg eine super Sache für mich, ich empfinde es auch als Ehre, an so einem Standort in meinem Alter Cheftrainer sein zu dürfen. Aber ich bin sehr ehrgeizig und möchte so viel erreichen wie möglich- am liebsten am Standort Regensburg.
Herr Kaltenhauser, wir bedanken uns für das Interview und die Beantwortung unserer Fragen!
Interview mit Trainer Max Kaltenhauser
(OLS) Wir haben im Interview mit Max Kaltenhauser, der in der Saison 2019/20 das Amt des Cheftrainers bei den Eisbären Regensburg übernommen hatte, über den Saisonstart der Oberpfälzer, die Strukturen im Deutschen Eishockey und den Nachwuchs gesprochen, sowie über seine persönlichen Ziele.
Hallo Herr Kaltenhauser, vielen Dank, dass wir Ihnen ein paar Fragen stellen dürfen!
Die Oberliga Süd und der EV Regensburg sind in die Saison gestartet, am ersten Wochenende sehr erfolgreich für ihr Team. Sind Sie zufrieden mit dem Saisonstart?
Ich bin sehr zufrieden, alle 6 Spiele gegen starke Gegner zu gewinnen, das war sicher nicht zu erwarten. Vor allem wenn man sieht, wie sich unsere Konkurrenz zum Teil verstärkt hat. Auf dem Papier sind wir alles andere als der Favorit.
Die Saison 2020/2021 könnte eventuell komplett ohne Zuschauer stattfinden. Denken Sie, dass alle Clubs diese Saison ohne die Einnahmen aus dem Spielbetrieb überstehen werden?
Jein. Grundsätzlich denke ich, dass dies aufgrund der politischen Hilfspakete möglich sein kann, aber dazu muss man die Voraussetzungen an den einzelnen Standorten kennen.
Die Eisbären Regensburg haben einen gut strukturierten Spielerkader aus einigen älteren erfahrenen Spielern und vielen guten jungen Spielern, auch aus dem eigenen Nachwuchs. Das ist wirklich eine gute Mischung, sehen Sie das auch so?
Ja, ich denke die Mischung ist gut- noch wichtiger ist allerdings der Charakter der Spieler, da ist das Alter sekundär. Bei uns wollen alle hart arbeiten und gewinnen - egal ob jung oder alt.
Die DEL hatte die größten Probleme, in eine Saison ohne Zuschauer zu starten. Da könnte man sich auch eine grundsätzliche Frage stellen, was muss das Deutsche Eishockey und vor allem die DEL für die Zukunft ändern? Weniger auf ausländische Spieler setzen, noch viel mehr auf den eigenen Nachwuchs? Wäre es für das Gesamte deutsche Eishockey nicht besser, einen gewissen Niveauverlust in den Ligen hinzunehmen, aber dafür eben mehr auf Deutsche Spieler zu setzen. Sechs Kontingentspieler in der DEL würden doch ausreichen?
Grundsätzlich denke ich, dass wir aus sportlicher Sicht auf jeden Fall die Importstellen reduzieren müssen, das ist klar. Dass die DEL jetzt nicht spielen kann, hat damit allerdings weniger zu tun, das ist zu kurz gedacht. Mehr deutsche Spieler bedeutet nicht automatisch, dass die Kader günstiger werden, hier gilt wie überall in der Wirtschaft das Prinzip von Angebot und Nachfrage. Die Problematik ist vielmehr die Einnahmestruktur der Clubs, die sehr stark auf Zuschauereinnahmen basiert.
Die DEL2 und die Oberliga Süd sind grundsätzlich sicherlich gute Ligen. Dennoch wäre es eventuell überlegenswert, ob es für die gesamte Struktur im Deutschen Eishockey nicht besser wäre, eine zweigeteilte 2. Liga in Nord und Süd einzuführen. Es gibt Vereine in der Oberliga, die könnten sich strukturell in einer zweigeteilten 2. Liga viel besser entwickeln, z.B. Rosenheim, Rießersee, Deggendorf, Regensburg oder im Norden 2x Hannover, Halle, Leipzig, Hamburg. Die Plätze in einer 14er DEL2 sind rar und der Aufstieg ist schwierig. Wie sehen Sie das?
Ich sehe das ähnlich, allerdings muss man sehen, dass sich die DEL2- wie im übrigen auch die DEL- in den vergangenen Jahren sehr gut entwickelt hat. Das war im deutschen Eishockey sicher nicht immer so, wenn ich an die ständigen Insolvenzen früherer Jahre erinnern.
Dann gibt es ja auch Clubs in den Oberligen, die näher an Bayernliga oder Regionalliga sind, für die es jedes Jahr ein Kampf ist, in der Oberliga zu bleiben. Warum dann nicht eine DEL2 in Süd und Nord getrennt, mit 12 bis 14 Teams jeweils. Kein sportlicher Abstieg mehr von DEL2 in Bayernliga/Regionalligen. Der Druck in den Clubs der DEL2 würde wegfallen, es könnte noch mehr auf junge Spieler gesetzt werden. Das Spielniveau würde dann irgendwo zwischen der bisherigen DEL2 und den Oberligen sein. Wäre das nicht ein besserer Weg für das gesamte Deutsche Eishockey, gerade jetzt durch Corona könnte man vermehrt darüber nachdenken hier etwas zu ändern?
Wie gesagt, grundsätzlich bin ich auch für eine Teilung der Ligen, aber die von Ihnen oben genannten Vereine “an der Grenze” sind dann eben nicht mehr Riessersee oder Hannover, sondern Peiting, Füssen oder Erfurt. Diese Clubs haben auch eigenen Nachwuchs, für deren Entwicklung es sicher schon besser ist in einer Oberliga zu spielen, als im Landesverband. Außerdem ist ein Aufstieg aus der Bayernliga/Landesverband in eine Liga mit Frankfurt, Bietigheim oder Kassel eine Herkulesaufgabe und verwässert dann wohl auch das Niveau der Liga-und damit auch die Ausbildung der jungen Spieler..
Die Nachwuchsarbeit hat sich in den letzten Jahren in Deutschland stark verbessert, Strukturen wurden verändert, die Trainerausbildung verbessert. Der DEB hat viele Dinge weiterentwickelt und dort ist vor allem Stefan Schaidnagel derjenige, der ständig versucht die Sportart in Deutschland nach vorne zu bringen. An seine Grenzen stößt er bzw. der Verband dann immer in Gesprächen mit der DEL, wenn es um wichtige Themen geht, wie inzwischen vor allem das Thema Anzahl der Kontingentspieler. Blockieren die Gesellschafter der DEL eine Weiterentwicklung der Sportart Eishockey in Deutschland? Es ist zu befürchten, dass gerade Stefan Schaidnagel irgendwann resignieren wird und dass dann einige Dinge wieder vernachlässigt werden. Sehen Sie diese Gefahr auch?
Zum einen muss man bei aller Kritik zum Thema Kontingentstellen nüchtern feststellen, dass sich die Liga seit Jahren sehr gut entwickelt! Aber ich gebe Ihnen Recht, eine Reduzierung der Kontingentstellen würde dem Produkt Eishockey meines Erachtens helfen-und somit auch den Gesellschaftern der Liga.
Was denken Sie, wäre es nicht einfacher wenn DEL, DEL2 und Oberligen unter einem Dach (Dachverband) spielen würden? Wäre das Deutsche Eishockey nicht schon viel weiter in seiner Entwicklung, wenn alles in einer Hand wäre?
Das sagt sich alles viel leichter als es umzusetzen ist. Dazu muss man auch sehen, welche Infrastruktur beim Verband gegeben ist, um das umzusetzen. Wie gesagt, die DEL und DEL2 haben sich als autonome Ligen sehr gut entwickelt.
Die Nachwuchsarbeit in Regensburg gehört zur Spitze in Deutschland zumindest in den älteren Altersklassen. In den jüngeren Altersklassen hatte man zuletzt nicht mehr ganz so gute Jahrgänge. Ist dort auch wieder eine Trendwende zu erkennen oder wie sieht es da aus?
Daran müssen wir arbeiten! Das Fundament für erfolgreiche Nachwuchsarbeit ist immer eine breite Masse an Kindern. Das wird die wichtigste Aufgabe der kommenden Jahre sein.
Wird man Max Kaltenhauser irgendwann als Trainer oder Sportdirektor in der höchsten Deutschen Spielklasse sehen. Ist das für die Zukunft ihr Ziel? Könnten Sie sich vorstellen auch daran mitzuwirken, die Strukturen im Deutschen Eishockey zu verbessern?
Das müssen Sie diejenigen Fragen, die die Befugnis haben, mich einzustellen (lacht). Grundsätzlich kann ich mir da vieles vorstellen, auch die Arbeit im Verband würde ich sehr spannend finden. Aber aktuell ist Regensburg eine super Sache für mich, ich empfinde es auch als Ehre, an so einem Standort in meinem Alter Cheftrainer sein zu dürfen. Aber ich bin sehr ehrgeizig und möchte so viel erreichen wie möglich- am liebsten am Standort Regensburg.
Herr Kaltenhauser, wir bedanken uns für das Interview und die Beantwortung unserer Fragen!
Mittwoch 25.November 2020 | www.icehockeypage.de | ||
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