Deutsche Eishockey Liga
Interview mit Christoph Schubert
(DEL) Im Interview stand uns diesmal der ehemalige NHL-Profi und Nationslspieler Christoph Schubert Rede und Antwort. Wir sprachen mit dem 38-Jährigen über die aktuelle Situation im Deutschen Eishockey und der Penny DEL, sowie über seine persönlichen Zukunftsplanungen.
Hallo Herr Schubert, vielen Dank, dass wir Ihnen ein paar Fragen stellen dürfen!
Die Eishockeysaison hat begonnen, DEL2 und Oberliga sind gestartet und die DEL spielt zumindest schon mal ein Vorbereitungsturnier. Sind Sie zuversichtlich, dass die Saison 2020/2021 im Rahmen dessen was möglich ist, in den drei höchsten Deutschen Ligen regulär beendet werden kann?
Ich bin erstmal froh, dass die Ligen es jetzt geschafft haben, die Saison zu starten. Natürlich muss man immer mit Spielabsagen bzw Spielverlegungen rechnen, dass sollte aber zwischen Ligen und Vereinen im Vorhinein abgesprochen worden sein.
Sie sind bei Magenta Sport als Experte tätig und waren zuletzt auch bei den Hannover Scorpions? Wie ist da der aktuelle Stand, was machen Sie derzeit genau? Christoph Schubert als Trainer, ist das ihr Ziel bzw. wann könnte man Sie zum ersten Mal als Trainer bei einem Club erleben?
Ich bin dabei meinem Trainerschein zu machen und Studiere weiterhin zum Sportbetriebswirt. Das Praktikum mache ich weiterhin bei den Hannover Scorpions. Mein Ziel ist es ins Trainergeschäft einzusteigen. Ich habe die letzte Jahre gesehen, wieviel Leidenschaft ich für diese Tätigkeit habe. Ich sehe auch, wieviel Arbeit es ist, wenn man ein guter Trainer sein will. Und das liebe ich einfach. Es macht mir einfach Spass, die Jungs zu verbessern und ihnen mit meiner Erfahrung zu zeigen, was man braucht, den nächsten Schritt zu machen.
Das Deutsche Eishockey wird durch Corona auf eine harte Probe gestellt und es wird sich wohl auch erst in der Zukunft zeigen, wie sich das auf längere Sicht auswirken wird. Eine Krise ist aber auch immer eine Chance auf Veränderungen, vor allem in der DEL könnte man sicherlich einige Dinge verbessern. Ich denke da vor allem an eine Reduzierung der Kontingentstellen. Sehen Sie in diesem Bereich auch akuten Bedarf?
Natürlich ist es in dieser Situation wichtig, sich über solche Sachen zu unterhalten. Aber solche Entscheidungen funktionieren nicht von heute auf morgen. Aber ich bin auf jeden Fall ein Befürworter, dass wir die Kontingentstellen reduzieren.
Ein Vorschlag wäre: Die DEL verringert die Anzahl der Kontingentstellen auf sechs, Spieler aus der DEL2 und dem Nachwuchs rücken in die DEL auf. Spieler aus der Oberliga und dem Nachwuchs rücken in die DEL2 auf. Die Oberliga füllt mit Spielern aus dem Nachwuchs, auch eigenem Nachwuchs auf. Die Ligen nehmen einen eventuellen Niveauverlust in Kauf, das Eishockey in Deutschland wird dadurch aber günstiger und gesünder. Wäre das nicht der richtige Weg für das Deutsche Eishockey?
Also, so leicht ist es natürlich auch nicht. Man muss aber auch die Kosten sehen, die jeder Verein dann noch oben drauf hat. Natürlich kann man sagen, wir reduzieren die Kontingentspieler und alle jungen Spieler rutschen nach oben. So leicht ist das nicht. Wenn alle Vereine und alle Ligen den gleichen Weg einschlagen würden, dann kann man darüber sprechen. Dieses Prozedere dauert aber dann einige Jahre. Die Nachwuchsspieler aus DNL, Oberliga und DEL 2 würden einen ganz andere Perspektive bekommen, um ihr Ziel, es nach ganz oben zu schaffen, zu realisieren. Andere Länder haben es vorgemacht und man sieht, das es auch funktioniert.
Sollte es nicht auch mehr Deutsche Trainer oder Manager in der DEL oder der DEL2 geben? Woran liegt es, dass es derzeit nur so wenige davon gibt?
Ja. Ich glaube, das Vertrauen fehlt, um neue Wege einzuschlagen. Jeder Anfang ist schwer, aber man muss ihn auch einfach mal machen.
Herr Schubert, fehlt dem Deutschen Eishockey bzw. den Clubs, vor allem in der DEL, immer noch eine eigene Identität und wird das Deutsche Eishockey zu sehr von Nordamerikanern gelenkt und geleitet? Egal ob Spieler, Trainer oder Manager man hat immer irgendwie das Gefühl die Wertschätzung für einen Deutschen, vor allem in der DEL, ist hierzulande nicht so, wie sie sein sollte? In Schweden, Finnland, Schweiz, Tschechien, usw. hat man den Eindruck legt man mehr Wert auf den im eigenen Land ausgebildete Spieler, Trainer oder Manager. Wie sehen Sie das?
Die Wertschätzung ist katastrophal. Die Jungs reissen sich jeden Tag den Arsch auf, kämpfen auf und neben dem Eis für Anerkennung, aber man bekommt das Gefühl, dass sie es für die Fans und sich selber machen. Der Verein ist froh, wenn sie jemanden in Ihren Reihen haben, der sich so ins Zeug legt. Trotzdem kommt nicht mehr dabei rum. Das was im deutschen Eishockey fehlt, ist das Vertrauen. Wenn ich mir den Handball anschaue, die machen es aus meiner Sicht sehr sehr gut. Natürlich will nicht jeder ehemaliger Spieler noch was mit dem Sport zu tun haben, weil sie sich in der aktiven Zeit ein anderes Standbein aufgebaut haben, aber wenn es doch Jungs gibt, die sich weiterentwickeln und im eigenen Job bleiben wollen, dann muss es doch Vereine, Ligen oder Verbände geben, die Jungs aufzunehmen und sie unterstützen. Und das macht der Handball. Ich finde es schade, wie viele gute Jungs dem Sport entgangen sind, weil man ihnen keine Perspektive gegeben hat. Ich bin davon überzeugt, dass es genug deutsche Trainer und Manager gibt, aber man muss ihnen auch mal das Vertrauen schenken. Heutzutage kann jeder auf dieser Welt eine Vertrauensbasis mit anderen Vereinen aus anderen Ligen, mit Agenten aus der ganzen Welt oder auch Sponsoren erarbeiten, daran kann es also auch nicht liegen.
Wenn man das gesamte deutsche Eishockey betrachtet, muss man feststellen es hat sich vieles verbessert in den letzten Jahren. Der DEB hat in Sachen Strukturen, Nachwuchsarbeit und Trainerausbildung viele neue Ideen entwickelt und diese Bereiche weiterentwickelt. Es gibt viel mehr junge Spieler, sowohl in der Spitze als auch in der Breite. Auf die Entscheidungen in der DEL hat der DEB aber so gut wie keinen Einfluss. Die Clubs sind selbstständig und unabhängig und treffen ligabedingte Entscheidungen alleine. Ist das gut so oder sollte der Verband mehr Mitspracherecht oder letztlich sogar die Entscheidungsgewalt über gewisse sportpolitische Themen haben?
Der DEB hat sehr gute Arbeit in den letzten Jahren gemacht. Durch die neuen Strukturen sieht man schon, wo der Weg hingehen soll. Aber man hat auch gesehen, es ist nicht von heute auf morgen passiert. Das dauert eben seine Zeit. Auf die Frage, ob der Verband mehr Entscheidungsgewalt haben soll, das finde ich nicht. Ich glaube, beide Parteien respektieren sich sehr und arbeiten gut miteinander.
Die neue Spielervereinigung um Alexander Sulzer, Moritz Müller und Patrick Reimer gibt es nun schon einige Monate. Welche Erwartungen und Hoffnungen haben Sie an diese neue Gemeinschaft der Spieler? Kann sie für Veränderungen sorgen?
Schwer zu sagen. Meiner Meinung nach hat es viel zu lange gedauert, dass es eine Spielergewerkschaft in Deutschland gibt. Es gab ja immer wieder solche Ideen, aber damals hatten sich die Spieler noch nicht so dafür interessiert. Ich finde die Ideen die sie haben sehr gut und wir sollten Ihnen Zeit geben, sich zu entwickeln. Ich wünsche Ihnen dafür viel Erfolg.
Vielen Dank für die Beantwortung dieser Fragen!
Interview mit Christoph Schubert
(DEL) Im Interview stand uns diesmal der ehemalige NHL-Profi und Nationslspieler Christoph Schubert Rede und Antwort. Wir sprachen mit dem 38-Jährigen über die aktuelle Situation im Deutschen Eishockey und der Penny DEL, sowie über seine persönlichen Zukunftsplanungen.
Hallo Herr Schubert, vielen Dank, dass wir Ihnen ein paar Fragen stellen dürfen!
Die Eishockeysaison hat begonnen, DEL2 und Oberliga sind gestartet und die DEL spielt zumindest schon mal ein Vorbereitungsturnier. Sind Sie zuversichtlich, dass die Saison 2020/2021 im Rahmen dessen was möglich ist, in den drei höchsten Deutschen Ligen regulär beendet werden kann?
Ich bin erstmal froh, dass die Ligen es jetzt geschafft haben, die Saison zu starten. Natürlich muss man immer mit Spielabsagen bzw Spielverlegungen rechnen, dass sollte aber zwischen Ligen und Vereinen im Vorhinein abgesprochen worden sein.
Sie sind bei Magenta Sport als Experte tätig und waren zuletzt auch bei den Hannover Scorpions? Wie ist da der aktuelle Stand, was machen Sie derzeit genau? Christoph Schubert als Trainer, ist das ihr Ziel bzw. wann könnte man Sie zum ersten Mal als Trainer bei einem Club erleben?
Ich bin dabei meinem Trainerschein zu machen und Studiere weiterhin zum Sportbetriebswirt. Das Praktikum mache ich weiterhin bei den Hannover Scorpions. Mein Ziel ist es ins Trainergeschäft einzusteigen. Ich habe die letzte Jahre gesehen, wieviel Leidenschaft ich für diese Tätigkeit habe. Ich sehe auch, wieviel Arbeit es ist, wenn man ein guter Trainer sein will. Und das liebe ich einfach. Es macht mir einfach Spass, die Jungs zu verbessern und ihnen mit meiner Erfahrung zu zeigen, was man braucht, den nächsten Schritt zu machen.
Das Deutsche Eishockey wird durch Corona auf eine harte Probe gestellt und es wird sich wohl auch erst in der Zukunft zeigen, wie sich das auf längere Sicht auswirken wird. Eine Krise ist aber auch immer eine Chance auf Veränderungen, vor allem in der DEL könnte man sicherlich einige Dinge verbessern. Ich denke da vor allem an eine Reduzierung der Kontingentstellen. Sehen Sie in diesem Bereich auch akuten Bedarf?
Natürlich ist es in dieser Situation wichtig, sich über solche Sachen zu unterhalten. Aber solche Entscheidungen funktionieren nicht von heute auf morgen. Aber ich bin auf jeden Fall ein Befürworter, dass wir die Kontingentstellen reduzieren.
Ein Vorschlag wäre: Die DEL verringert die Anzahl der Kontingentstellen auf sechs, Spieler aus der DEL2 und dem Nachwuchs rücken in die DEL auf. Spieler aus der Oberliga und dem Nachwuchs rücken in die DEL2 auf. Die Oberliga füllt mit Spielern aus dem Nachwuchs, auch eigenem Nachwuchs auf. Die Ligen nehmen einen eventuellen Niveauverlust in Kauf, das Eishockey in Deutschland wird dadurch aber günstiger und gesünder. Wäre das nicht der richtige Weg für das Deutsche Eishockey?
Also, so leicht ist es natürlich auch nicht. Man muss aber auch die Kosten sehen, die jeder Verein dann noch oben drauf hat. Natürlich kann man sagen, wir reduzieren die Kontingentspieler und alle jungen Spieler rutschen nach oben. So leicht ist das nicht. Wenn alle Vereine und alle Ligen den gleichen Weg einschlagen würden, dann kann man darüber sprechen. Dieses Prozedere dauert aber dann einige Jahre. Die Nachwuchsspieler aus DNL, Oberliga und DEL 2 würden einen ganz andere Perspektive bekommen, um ihr Ziel, es nach ganz oben zu schaffen, zu realisieren. Andere Länder haben es vorgemacht und man sieht, das es auch funktioniert.
Sollte es nicht auch mehr Deutsche Trainer oder Manager in der DEL oder der DEL2 geben? Woran liegt es, dass es derzeit nur so wenige davon gibt?
Ja. Ich glaube, das Vertrauen fehlt, um neue Wege einzuschlagen. Jeder Anfang ist schwer, aber man muss ihn auch einfach mal machen.
Herr Schubert, fehlt dem Deutschen Eishockey bzw. den Clubs, vor allem in der DEL, immer noch eine eigene Identität und wird das Deutsche Eishockey zu sehr von Nordamerikanern gelenkt und geleitet? Egal ob Spieler, Trainer oder Manager man hat immer irgendwie das Gefühl die Wertschätzung für einen Deutschen, vor allem in der DEL, ist hierzulande nicht so, wie sie sein sollte? In Schweden, Finnland, Schweiz, Tschechien, usw. hat man den Eindruck legt man mehr Wert auf den im eigenen Land ausgebildete Spieler, Trainer oder Manager. Wie sehen Sie das?
Die Wertschätzung ist katastrophal. Die Jungs reissen sich jeden Tag den Arsch auf, kämpfen auf und neben dem Eis für Anerkennung, aber man bekommt das Gefühl, dass sie es für die Fans und sich selber machen. Der Verein ist froh, wenn sie jemanden in Ihren Reihen haben, der sich so ins Zeug legt. Trotzdem kommt nicht mehr dabei rum. Das was im deutschen Eishockey fehlt, ist das Vertrauen. Wenn ich mir den Handball anschaue, die machen es aus meiner Sicht sehr sehr gut. Natürlich will nicht jeder ehemaliger Spieler noch was mit dem Sport zu tun haben, weil sie sich in der aktiven Zeit ein anderes Standbein aufgebaut haben, aber wenn es doch Jungs gibt, die sich weiterentwickeln und im eigenen Job bleiben wollen, dann muss es doch Vereine, Ligen oder Verbände geben, die Jungs aufzunehmen und sie unterstützen. Und das macht der Handball. Ich finde es schade, wie viele gute Jungs dem Sport entgangen sind, weil man ihnen keine Perspektive gegeben hat. Ich bin davon überzeugt, dass es genug deutsche Trainer und Manager gibt, aber man muss ihnen auch mal das Vertrauen schenken. Heutzutage kann jeder auf dieser Welt eine Vertrauensbasis mit anderen Vereinen aus anderen Ligen, mit Agenten aus der ganzen Welt oder auch Sponsoren erarbeiten, daran kann es also auch nicht liegen.
Wenn man das gesamte deutsche Eishockey betrachtet, muss man feststellen es hat sich vieles verbessert in den letzten Jahren. Der DEB hat in Sachen Strukturen, Nachwuchsarbeit und Trainerausbildung viele neue Ideen entwickelt und diese Bereiche weiterentwickelt. Es gibt viel mehr junge Spieler, sowohl in der Spitze als auch in der Breite. Auf die Entscheidungen in der DEL hat der DEB aber so gut wie keinen Einfluss. Die Clubs sind selbstständig und unabhängig und treffen ligabedingte Entscheidungen alleine. Ist das gut so oder sollte der Verband mehr Mitspracherecht oder letztlich sogar die Entscheidungsgewalt über gewisse sportpolitische Themen haben?
Der DEB hat sehr gute Arbeit in den letzten Jahren gemacht. Durch die neuen Strukturen sieht man schon, wo der Weg hingehen soll. Aber man hat auch gesehen, es ist nicht von heute auf morgen passiert. Das dauert eben seine Zeit. Auf die Frage, ob der Verband mehr Entscheidungsgewalt haben soll, das finde ich nicht. Ich glaube, beide Parteien respektieren sich sehr und arbeiten gut miteinander.
Die neue Spielervereinigung um Alexander Sulzer, Moritz Müller und Patrick Reimer gibt es nun schon einige Monate. Welche Erwartungen und Hoffnungen haben Sie an diese neue Gemeinschaft der Spieler? Kann sie für Veränderungen sorgen?
Schwer zu sagen. Meiner Meinung nach hat es viel zu lange gedauert, dass es eine Spielergewerkschaft in Deutschland gibt. Es gab ja immer wieder solche Ideen, aber damals hatten sich die Spieler noch nicht so dafür interessiert. Ich finde die Ideen die sie haben sehr gut und wir sollten Ihnen Zeit geben, sich zu entwickeln. Ich wünsche Ihnen dafür viel Erfolg.
Vielen Dank für die Beantwortung dieser Fragen!
Mittwoch 2.Dezember 2020 | www.icehockeypage.de | ||
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